Brucellose
Brucellose - was ist das?
Unter dem Namen Brucellose werden beim Wiederkäuer drei unterschiedliche Bakterienarten zusammengefasst: Brucella melitensis, Brucella ovis und Brucella abortus Bang. Diese drei Brucella-Arten sind bei Schafen und Ziegen bzw. beim Rind meldepflichtig (anzeigepflichtig).
Brucella abortus Bang kommt hauptsächlich beim Rind vor und nur ausnahmsweise bei Schafen oder Ziegen. Die Rinderbrucellose ist meldepflichtig. Sie wurde ab den 1960er Jahren systematisch untersucht und bekämpft, sodass Österreich nun frei von Rinderbrucellose ist.
Brucella melitensis kommt hauptsächlich bei Ziegen und Schafen vor, selten beim Rind. In Österreich wird auf Melitensis-Brucellose regelmäßig untersucht. Österreich ist derzeit „amtlich frei“ von Melitensis-Brucellose. Eine Einschleppung in einen Bestand erfolgt daher am ehesten über Zukaufstiere aus dem Ausland.
Brucella ovis ist zwar nicht auf den Menschen übertragbar, verursacht jedoch Nebenhodenentzündungen (Epididymitis), Abortus und Unfruchtbarkeit bei Schafen und Ziegen sowie eine erhöhte Lämmersterblichkeit und ist deshalb eine meldepflichtige Tierseuche bei kleinen Wiederkäuern. Bei regelmäßigen Untersuchungen auf Brucella ovis wird überprüft, ob das Bakterium in den Beständen vorkommt. Es kommen sporadische Einzelfälle vor. Positive Widder müssen durch Schlachtung oder Kastration von der Zucht ausgeschlossen und der betroffene Bestand nachuntersucht werden.
Brucellose - Symptome und Verlauf
Die Ansteckung mit Melitensis-Brucellose erfolgt hauptsächlich über die Körperschleimhäute durch Tröpfcheninfektion, durch Fressen von einem infizierten Nachgeburt oder durch kontaminiertes Wasser oder Futter. Ziegen sind für Melitensis-Brucellose wesentlich anfälliger als Schafe.
Die Ansteckung mit Ovis-Brucellose erfolgt hauptsächlich beim Decken.
Symptome bei der Melitensis-Brucellose - Zoonose
Bei Schafen:
Gelegentliches Verwerfen beim Schaf oder Geburt lebensschwacher Lämmer
Vereinzelte Gelenksentzündungen oder Euterentzündungen
Vereinzelte Hodenentzündungen bei Widder
Bei Ziegen:
Fieberschübe, die aber oft übersehen werden
Häufigere Aborte
Gelenks- und Euterentzündungen
Hodenschwellungen
Ansteckung durch Ausscheidung der Brucella melitensis-Bakterien über Milch, Harn und über die Scheide. Ziegen sind gefährdeter als Schafe.
Symptome bei der Ovis-Brucellose - keine Zoonose
Bei Schafen:
Infizierte Widder, die selbst keine äußeren Anzeichen einer Erkrankung zeigen, sind die Hauptüberträger
Der Erreger ist im Hoden und Nebenhoden und wird beim Decken auf weibliche Schafe übertragen
Bei länger bestehender Infektion beim Widder: schmerzhafte Hoden- und Nebenhodenschwellung, schlechte Sperma-Qualität, Unfruchtbarkeit
Bei den weiblichen Tieren kommt es nach der Ansteckung zu einer Scheidenentzündung, die auch zu Aborten führen kann
Die Infektion bleibt im Genitalbereich der Schafe bestehen, so können sich Widder in der neuen Decksaison wieder bei weiblichen Tieren anstecken
Große wirtschaftliche Bedeutung wegen Unfruchtbarkeit
Blutuntersuchung zeigt die Infektion mit Brucella ovis
Vorbeugung: ausschließlich Brucella ovis-negative Widder (aus dem Ausland) zukaufen
Wenn Befund unsicher: den Widder in Quarantäne bis ein negatives Blutuntersuchungsergebnis auf Brucella ovis vorliegt
Bei Ziegen:
Brucella ovis ist bei Ziegen selten, aber möglich
Auch Ziegenböcke können sich anstecken
Verlauf wie beim Schaf, Deckseuche
Die amtliche Untersuchung wird auch bei Ziegen durchgeführt
Brucellose - Überwachung
Die österreichischen Schaf- und Ziegenbestände sind seit 2001 offiziell Spermaqualität anerkannt frei von Brucella melitensis. Zur Aufrechterhaltung der Anerkennung des Status werden nach einem risikobasierten Stichprobenplan im ganz Österreich Blutproben genommen und untersucht.
Brucellose - Zoonose
Brucellosen spielen als Tierseuchen und als Zoonosen weltweit eine erhebliche Rolle. Beim Menschen verursachen sie hauptsächlich fieberhafte Erkrankungen.
Brucella melitensis wird auf den Menschen v.a. über Rohmilch und rohes Fleisch von infizierten Tieren und bei der Geburtshilfe übertragen. Nach der Infektion ist ein wellenförmig verlaufendes Fieber typisch. Diese Erkrankung wird als Maltafieber bezeichnet. Weitere Symptome sind auffälliger Nachtschweiß, Schwellung von Lymphknoten, Milz und Leber, Gelenksentzündungen, seltener auch Hirnhautentzündungen, Hodenentzündungen und Aborte. Die Sterblichkeit liegt bei 2-10%. Die Infektion erfolgt üblicherweise bei Auslandsaufenthalten.
Brucella abortus Bang hat einen ähnlichen, aber milderen Verlauf wie Brucella melitensis, wobei auch hier schwere Gehirnhautentzündungen möglich sind.
Von Brucella ovis sind bisher keine Infektionen beim Menschen nachgewiesen worden.
Die wichtigste Vorbeuge gegen Brucellose beim Menschen ist die strenge Einhaltung der üblichen hygienischen Maßnahmen: keine Rohmilch, Rohmilchkäse und rohes Fleisch in Gebieten mit Brucellose wie Mittelmeerländer und Südamerika; konsequentes Tragen von Handschuhen bei der Geburtshilfe und beim Versorgen der Nachgeburt bei Schafen und Ziegen.
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