Chlamydien - häufige Abortuserreger und Zoonose

Beim kleinen Wiederkäuer gelten Chlamydien als die häufigsten Abortuserreger.

Chlamydien - was ist das?

Chlamydien verursachen bei Schafen und Ziegen häufig ein seuchenhaftes Verwerfen, wobei anfangs bis zu 30% der Tiere betroffen sein können. Meist ist der Verlauf so, dass zu Beginn viele Mütter verwerfen, dann bildet sich bei den anderen Tieren eine Immunität aus, sodass sich am Ende der Geburtsperiode oder spätestens in der nächsten Saison die Aborthäufigkeit auf 1-5% reduziert.


Für Chlamydien-Abort ist typisch:

  • Abort im letzten Trächtigkeitsdrittel

  • Totgeburten und lebensschwache Lämmer oder Kitze

  • Oft typische Veränderung der Föten und Nachgeburten: Fötus ist sulzig, hell, weiß, durchsichtig; Nachgeburt ist gelblich, verdickt, sulzig, mit schmierigen Belägen und „gelber Schmiere“

  • „Dauerbrenner“: die nachgestellten Jungtiere verwerfen, die Älteren sind immun

  • Bei Ziegen ist der Verlauf oft schwerer als bei Schafen

  • Chlamydien können auch Nachgeburtsverhalten, Lungenentzündung, Augenentzündung und Euterentzündung verursachen

Chlamydien - Übertragung, Symptome, Diagnose

Chlamydien werden mit Abortmaterial oder bei der Geburt ausgeschieden. Auch mit Stroh oder Gerätschaften wie Besen können Chlamydien übertragen werden. Chlamydien sind im Winter in Nachgeburtsteilen monatelang, im getrockneten Stroh 3 Wochen haltbar. Bei Wärme sind sie nur kurz haltbar.
Die Ansteckung erfolgt über kontaminiertes Futter, Wasser, Stroh, über direkten Kontakt oder über die Luft. Der Deckakt spielt bei der Übertragung kaum eine Rolle. Die Einschleppung in die Herde geschieht durch Zukauf von gesund aussehenden, aber infizierten Tieren.

Die Diagnose erfolgt durch Chlamydien-Nachweis in der Nachgeburt, daher soll unbedingt die Nachgeburt mitsamt den toten Föten eingesendet werden. Blutuntersuchungen können auch zur Diagnose führen. Bei Augenentzündungen werden Tupferproben auf Chlamydien untersucht.

Chlamydien - Behandlung und Maßnahmen

Verlammende Tiere müssen unbedingt sofort von den anderen trächtigen Tieren getrennt werden. Die Geburtswässer und Nachgeburten sind sehr ansteckend und sollen daher schnell gemeinsam mit kontaminierter Einstreu beseitigt werden.
In manchen Fällen wird der Tierarzt versuchen mit Antibiotika weitere Abortusfälle zu verhindern. Diese Behandlung der hochträchtigen gefährdeten Tiere mit Antibiotika verhindert zwar meist den Abort, jedoch nicht die Ausscheidung von Chlamydien.
Für Mutterschafe gibt es einen Impstoff gegen Chlamydienabort (in Kombination mit Salmonella Abortusovis). Die Schafe müssen vor dem Decken geimpft werden. Wann die Impfung empfehlenswert ist und wie oft geimpft wird, ist mit dem Hoftierarzt zu besprechen.

Chlamydien - Zoonose

Menschen infizieren sich mit Chlamydien v.a. durch direkten Kontakt mit Abortmaterial und als Schmutz- und Schmierinfektion über die Augenschleimhaut und die Atemwege. Neben Schafen und Ziegen können auch Hunde, Katzen und andere Tierarten Chlamydien übertragen.
Besonders wichtige Überträger sind außerdem Ziervögel wie Wellensittiche, Papageien oder Tauben und Nutzgeflügel. Hier erfolgt die Ansteckung durch Einatmen von infiziertem Staub. Diese Erkrankung heißt Psittakose.
Die Symptome beim Menschen sind Augenbindehautentzündungen, grippeähnliche Symptome, Lungenentzündung und Aborte.
Die wichtigste Vorbeugung ist hygienisches Handeln im Umgang mit den Tieren, besonders bei Geburtshilfe mit abgestorbenen Lämmern oder Kitzen und bei Nachgeburtsverhalten: Handschuhe tragen, Nachgeburten unschädlich entsorgen, nicht den Hund fressen lassen. Bei Chlamydienaborten keine Rohmilch verzehren, denn Chlamydien können auch in der Milch sein. Bei der Behandlung von Augenentzündungen Handschuhe tragen.

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