Listeriose
Listeriose gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Gehirns und tritt v.a. bei Schafen und Ziegen auf, die mit Silage gefüttert werden. Sie wird daher oft als „Silage-Krankheit“ bezeichnet.
Achtung Zoonose: Listeriose kann von Schafen und Ziegen auf Menschen übertragen werden.
Was ist Listeriose?
Listeriose wird durch das Bakterium Listeria monocytogenes verursacht. Listerien kommen im Boden und auf Pflanzen vor. Erdverschmutztes Futter kann Listeriose verursachen. Am häufigsten kommt es jedoch zur Listeriose, wenn aufgrund einer mangelhaften Milchsäuregärung der pH-Wert in einer Silage zu hoch ist (über pH5). Dann können sich nämlich Listerien in der Silage stark vermehren.
Listerien werden mit dem Futter aufgenommen und wandern über die Maulschleimhaut zu den Kopfnerven und weiter ins Gehirn (Gehirnform).
Wenn Listerien über die Darmschleimhaut in den Körper gelangen, werden die anderen Krankheitsbilder verursacht: Blutvergiftung (v.a. bei Lämmern und Kitzen), Abort, Euterentzündung, Augenentzündung.
Ungeborene können vor der Geburt über die Gebärmutter infiziert werden, Neugeborene über die Milch.
Im Kot infizierter Tiere bleiben Listerien monatelang ansteckend → kranke Tiere aus der Herde! Von erkrankten Tieren keine Rohmilch verwenden!
Inkubationszeit: 10-40 Tage (2-6 Wochen). Daher können Schafe und Ziegen auch nach Absetzen der Silage noch erkranken.
Symptome und Verlaufsformen von Listeriose
Gehirnform: die häufigste Form der Listeriose.
Symptome: verminderte Aufmerksamkeit, Benommenheit, Fieber. Im Kreis gehen (immer in derselben Richtung), Kopf schief halten, ein oder beide Ohren hängen lassen. Einseitige Gesichtslähmung. Futterreste stehen aus dem Maul („Pfeifenraucher“). Erblindung. Oft innerhalb von 4-48 Stunden Festliegen und Tod.
Abortform: Verwerfen gegen Ende der Trächtigkeit, Totgeburten. Todesfälle von Muttertieren rund um den Geburtstermin können ein Anzeichen sein. Es verlammen v.a. Erstgebärende. Nachgeburt geht oft nicht ab.
Blutvergiftung: kommt v.a. bei Neugeborenen und Jungtieren bis zu 3 Monaten vor. Ausbreitung im ganzen Organismus, perakuter Verlauf, schwere Allgemeinstörungen und plötzliche Todesfälle.
Euter- und Augenentzündungen: Oft mit gleichzeitigem Auftreten von Gehirnform oder Aborten.
Mögliche Ursachen für Listeriose
Zu wenig durchsäuerte Silage (pH-Wert 5 oder höher)
Erdverschmutztes Futter
Behandlung gegen Listeriose
Antibiotika für 5 Tage, zum Abtöten der Listerien (Penicillin, Amoxicillin, Tetrazyklin).
Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente.
Vitamin B1.
Wasser und reichlich Bicarbonatlösung, wenn das Tier nicht mehr schlucken kann → über eine Schlundsonde eingeben.
Festliegende Tiere können nur selten geheilt werden.
Oft ist nur ein Einzeltier betroffen. Wichtig ist die restlichen Tiere intensiv auf Krankheitszeichen zu überwachen, damit frühzeitig mit der Behandlung begonnen werden kann.
Vorbeugung von Listeriose
Futtermittel und Trog auf Verunreinigungen und Qualitätsmängel überprüfen.
Silagen müssen einen pH-Wert unter 5 haben (mit pH-Streifen messen!).
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