Clostridien - Breinierenkrankheit, Enterotoxämie

Clostridien-Infektionen sind eine wichtige Ursache für schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Schafen und Ziegen.

Was sind Clostridien?

Clostridien sind Bakterien, die in der Umgebung von Schafen und Ziegen vorkommen. Sie zeichnen sich durch eine sehr lange Überlebensdauer im Boden aus. Die Aufnahme der Clostridien erfolgt über Futter, Wasser, Einstreu und Erdboden, daher befinden sich auch bei allen gesunden Schafen und Ziegen Clostridien im Darm.

Clostridium perfringens spielt bei Schafen und Ziegen die wichtigste Rolle. Weitere krankmachende Clostridien sind die Erreger von Tetanus und Rauschbrand. Von Clostridium perfringens gibt es 4 verschiedenen Subtypen (Typ A, B, C, D), die unterschiedliche Toxine abgeben und damit unterschiedliche Krankheitsverläufe in unterschiedlichen Lebensphasen verursachen. Bei Lämmern zwischen 4 und 12 Monaten und bei der Ziege ist meist Clostridium perfringens Typ D für die Erkrankung verantwortlich.

Häufige Ursachen für eine Clostridienerkrankung

Die Ursachen für Clostridieninfektionen sind meist fütterungsbedingt:

  • junges Gras, nasse Weiden

  • verschmutztes Futter, besonders kritisch ist Verschmutzung mit Erde

  • plötzlicher Futterwechsel

  • hoher Kraftfutteranteil in der Fütterung, Kraftfutter zur freien Aufnahme z.B. im Lämmerschlupf

  • zu wenig Rohfaser

  • bei (größeren) Kitzen oder Lämmern zu hohe Milchmenge pro Tag, v.a. bei mutterloser Aufzucht

  • bei Milchziegen, Mastlämmern und Mastkitzen: Überversorgung mit Eiweiß und Stärke mit nachfolgender Pansenübersäuerung

  • Parasitenbefall schwächt den Darm und kann dadurch den Clostridienverlauf verschlimmern

→ Folge: unzureichende Verdauung im Pansen, mangelnde Durchsäuerung im Labmagen und verlängertes Verweilen im Darm → dies ermöglicht den Clostridien im Darm eine massive Vermehrung und die Abgabe von Toxinen (Giften) → diese Clostridien-Toxine führen zur einer Endotoxikose (= innere Vergiftung).

Symptome einer Clostridienerkrankung

Bei Lämmern und Kitzen:

  • Absondern von der Gruppe, Zähneknirschen, manchmal mit Fieber oder Aufblähen

  • Nach wenigen Stunden schwankender Gang

  • Festliegen mit nach hinten gestrecktem oder seitlich gehaltenem Kopf

  • In vielen Fällen verenden die Jungtiere schnell, oft innerhalb von Stunden (= perakuter Verlauf) oder in 1-2 Tagen (akuter Verlauf).

  • Betroffen sind bevorzugt gut entwickelte Tiere, die gut fressen.

  • Rasch nach dem Tod fällt oft ein stark aufgeblähter, trommelförmiger Bauch auf. Bei der Sektion zeigen sich typische Veränderungen wie breiig-weiche Nieren (Breinierenkrankheit) oder ein entzündeter Darm.

Bei erwachsenen Ziegen und Schafen (erwachsene Schafe sind seltener betroffen):

Behandlung einer Clostridieninfektionen

Weiche, breiige Niere bei einem frisch verendetem Tier durch Clostridientoxine (Handbuch der Schafkrankheiten, Verlagsunion Agrar 1994)

 

Entzündung und Blutungen im Darm aufgrund von Clostridientoxinen (Handbuch der Schafkrankheiten, Verlagsunion Agrar 1994)

Schulmedizin: Da der Verlauf der Clostridien-Erkrankung sehr rasch ist, hat eine Behandlung nur am Beginn Aussicht auf Erfolg. Bei erwachsenen Ziegen und Schafen (erwachsene Schafe sind seltener betroffen ) hat sich eine antibiotische Behandlung oft bewährt.

Homöopathie: 4 bewährte homöopathische Arzneimittel zur Unterstützung:

  • Atropa Belladonna C30: Kopf nach hinten streckend, rote Augen, Zähne knirschen, schwankt, geht im Kreis und ist “schwindlig”, zeigt Krämpfe, bald festliegend, plötzlich und rascher Krankheitsverlauf, Symptome gehen vom Gehirn (ZNS) aus

  • Arsenicum album = Acidum arsenicosum C30: bei sehr schwachem Tier, erschöpft mit Unruhe und Angst, manchmal mit Durchfall, sehr schlimmer Zustand, todkrank, festliegend, wirkt „vergiftet“, oft schon dem Tod nahe

  • Strychnos Nux vomica C30: passt wenn das Tier aufgebläht ist, Bauchschmerzen hat und stöhnt und jammert.

  • Carbo vegetabilis C30: das Tier ist in ähnlichem Zustand wie Arsenicum album, kalt, erschöpft, todkrank, jedoch zusätzlich blass oder bläulich und mit viel Gas aufgebläht, wie im Kollaps.

Verabreichung beim schnellen (perakuten) Verlauf: anfangs für 1-2 Stunden alle 15 min 5 Globuli, später alle 30-60 min. Bei deutlicher Besserung die homöopathische Verabreichung beenden.

Hausmittel: Für 1-2 Stunden einen Strick ins Maul binden. Um den Speichelfluss anzuregen, kann der Strick davor in einen bitteren Tee oder bitteren Schnaps getaucht werden. Dies dient der Stabilisierung des Pansens und wirkt sich auf die Verdauung positiv aus.

Vorbeugung gegen Clostriedeninfektionen

Möglichst viele auslösende Faktoren vermeiden:

  • Fütterung überprüfen: Eiweiß und Energieversorgung an den Bedarf anpassen

  • Futterhygiene beachten: Trog reinigen, Erdverschmutzung beim Futter vermeiden

  • Trinkwasser ausreichend und sauber anbieten

  • Rohfaseranteil erhöhen, z.B. für Lämmer und Kitze gehäckseltes Gerstenstroh zufüttern

  • Bei Jungtieren: Kraftfutter nicht ad libitum (zur freien Aufnahme), sondern nur einfüttern was gleich aufgefressen wird

  • Schutzimpfung ist möglich: ev. mit Tierarzt Impfprogramm vereinbaren

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