Moderhinke

Moderhinke ist eine ansteckende Klauenerkrankung bei Schafen. Sie wird durch Bakterien verursacht.

Ziegen sind sehr selten betroffen - meist dann, wenn sie gemeinsam mit Schafen gehalten werden.

Wie beginnt Moderhinke?

Die Krankheitserreger sind zwei Bakterienarten (Fusobacterium necrophorum und Dichelobacter (Bacteroides) nodosus). Beide Bakterienarten müssen vorhanden sein, damit es zum Ausbruch der Moderhinke kommt. Beide vermehren sich unter Luftabschluss, die Keime können in Hornspalten monatelang überdauern. Beide Bakterienarten gemeinsam greifen das Klauenhorn an, zerstören das Gewebe und dringen immer tiefer ein.
Die Einschleppung in die Herde erfolgt üblicherweise über Zukauf von infizierten oder erkrankten Tieren oder durch gemeinsamen Weidegang mit infizierten Tieren. Begünstigt wird die Verbreitung in der Herde durch feuchte Böden oder Einstreu und mangelhafte Klauenpflege. Auf den Weiden sind v.a. Tränken und Salzleckstellen die Orte der Weiterverbreitung innerhalb der Herde.

Krankheitsverlauf und Symptome von Moderhinke

Zum Ausbruch der Moderhinke kommt es nur, wenn mehrere Krankheitsfaktoren zusammenwirken (Faktorenkrankheit).

Die Inkubationszeit beträgt 1-6 Wochen. Für den Krankheitsausbruch spielt die Kondition des Tieres eine wichtige Rolle, der Verlauf kann schleichend bis akut sein.

Anfangs ist die Lahmheit gering, es fällt ein vermehrtes Nicken beim Gehen auf und das betroffene Tier liegt viel.
Mit der Zeit kommt es zum deutlichen Hinken und Knien beim Fressen. Das Klauenhorn löst sich immer weiter, schließlich kann es zum Ausschuhen (Verlust des Klauenhorns) kommen. Auch die Gelenke können Anschwellen und der Zwischenklauenspalt entzündet sich.

Der Zerfall des Klauenhorns verursacht den typischen süßlichen, fauligen Geruch (modrig), daher ist die Moderhinke gut am Geruch erkennbar, sie stinkt. Vorzugsweise bei schlecht gepflegten Klauen kann unter dem überwachsenen Horn bereits sehr viel Klauenhorn zerfressen und die Entzündung tief in die Lederhaut eingedrungen sein.

Details zum Krankheitsverlauf siehe hier

Moderhinke beginnt im Zwischenklauenspalt
Klauenhorn löst sich von der Sohle und der Außenwand

Ohne Maßnahmen schreitet der Krankheitsprozess immer weiter fort.

Von Moderhinke sind immer mehrere Tiere im Bestand betroffen.   

Link zum ÖBSZ zum Video Moderhinke bei Schafen und Ziegen: Videos

Behandlung und Maßnahmen bei Moderhinke

Akut kranke Schafe brauchen Klauenschneiden und Behandlung.

Zum Zurückdrängen und Eliminieren der Moderhinke sind eine Reihe Maßnahmen notwendig → siehe hier

Tierärztliche Behandlung:

  • Tetrazyklin-Spray = “Blauspray” vom Tierarzt: täglich anwenden oder mindestens alle paar Tage

  • Bei schwerem Verlauf: Injektion mit Langzeitantibiotikum: gute Wirkung, aber längere Wartezeit (2-4 Wochen, Bio x 2)

Moderhinke vorbeugen: Tiere stärken, Einschleppung verhindern

  • Regelmäßige korrekte Klauenpflege → beste Vorbeugung, möglichst alle 2-3 Monate nachschneiden. 

  • Zukaufstiere sollen am Betrieb mindestens 14 Tage, besser vier Wochen, in Quarantäne stehen. Wenn möglich mit einem oder mehreren eigenen Schlachttieren zusammengruppieren → diese zeigen dann eingeschleppte Erkrankungen an.

  • Beim Zusammengruppieren von fremden Tieren für die Weidehaltung müssen alle Tiere an den Klauen untersucht werden. Keine kranken Tiere auf die Gemeinschaftsweide lassen. Wenn möglich: feuchte Stellen auf der Weide auszäunen. Beim Almabtrieb alle Tiere untersuchen und bei Bedarf behandeln (oder ev. ein Klauenbad machen), damit die Moderhinke nicht in den Stall importiert wird.

  • Kranke Tiere nicht in gesunde Herden eingliedern. Kein Kontakt mit Moderhinke-verdächtigen Schafen.

  • Züchterisch auf gesunde Klauen schauen.

  • Fütterung optimieren: keine einseitige Fütterung, v.a. bei Mineralstoffen keine Unterversorgung.

  • Parasitendruck niedrig halten – hoher Parasitenbefall schwächt die Tiere.

  • Der Stall soll hell, kühl und vor allem trocken sein, keine Überbelegung. Regelmäßig ausmisten, denn ein feuchter warmer Miststock ist die ideale Brutstätte für die Bakterien. Optimales Stallklima liegt unter 18°C Temperatur und unter 80% Luftfeuchtigkeit.

  • An feuchten Wegstellen, wo die Schafe immer durchgehen müssen: Hackschnitzel, gemahlene Sägespäne oder Rindenmulch aufstreuen.

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