Paratuberkulose
Paratuberkulose ist eine chronische unheilbare Erkrankung im Darm von Wiederkäuern. Sie kommt nicht nur bei Schafen und Ziegen, sondern auch bei Rindern und Wildwiederkäuern von. Die Krankheit wird auch als „Johne’s Disease“ bezeichnet. Paratuberkulose ist in Österreich seit 2006 anzeigepflichtig.
Was ist Paratuberkulose?
Paratuberkulose wird durch das Bakterium Mycobacterium avium subspezies paratuberculosis (MAP) verursacht. Paratuberkulose soll nicht mit der Tuberkulose verwechselt werden, die durch Mycobacterium bovis verursacht wird. Paratuberkulose kommt bei Schafen und Ziegen in Mitteleuropa immer wieder vor und führt in Betrieben mit hoher Infektionsrate zu enormen wirtschaftlichen Verlusten.
Es ist umstritten, ob diese Krankheit eine Gefahr für den Menschen darstellt. Beim Menschen wird eine noch nicht geklärte chronische Entzündung des Dickdarms (Morbus Crohn) ebenfalls mit diesen Erregern in Zusammenhang gebracht.
Symptome von Paratuberkulose
Die Tiere leiden an chronischer Abmagerung trotz vorhandener Fresslust.
Der Kot wechselt anfangs die Konsistenz, gegen Krankheitsende ist er dünnflüssig und übelriechend.
Wolle und Haare sind trocken und glanzlos.
Die Milchleistung sinkt drastisch und hört schließlich ganz auf.
Stressfaktoren wie Trächtigkeit, Parasitenbefall, sowie Mineralstoff- und Spurenelementmangel können Krankheitsschübe auslösen.
Mit fortschreitender Krankheit nimmt die Abmagerung zu. Die Tiere werden schwächer, liegen fest und sterben.
Die Krankheit dauert wochen- bis monatelang.
Bei verendeten Tieren kann die Diagnose Paratuberkulose aufgrund der typischen Veränderungen im Darm oder durch Nachweis der Bakterien problemlos gestellt werden. Dagegen ist der Nachweis der Paratuberkulose-Bakterien bei verdächtigen lebenden Tiere im Labor schwierig und negative Resultate sind kein Nachweis dafür, dass das Tier nicht infiziert ist.
Behandlung und Sanierung bei Paratuberkulose?
Eine Behandlung von infizierten oder kranken Tieren ist nicht möglich.
Wird Paratuberkulose in einem Bestand festgestellt, sollten die sichtbar kranken Tiere ausgemerzt werden.
Eine Sanierung allein durch Ausmerzen der kranken Tiere und ihrer Nachkommen ist nicht möglich.
Wird die Ausmerzung durch Management-Massnahmen unterstützt (v.a. mutterlose Aufzucht der Lämmer und Kitze), kann das Auftreten von Erkrankungen zurückgedrängt werden.
Vollständige Ausrottung der Krankheit ist kaum möglich. Durch jährliche Blutuntersuchung der gesamten Herde kann ein Teil der infizierte Tiere, die noch keine Krankheitssymptome zeigen, erkannt werden. Diese Tiere sollen ausgemerzt werden. Allerdings kann es trotz dieses konsequenten Vorgehens mehrere Jahre dauern, bis alle infizierten Tiere eliminiert sind.
Achtung Meldepflicht: Zur diagnostischen Abklärung klinischer Verdachtsfällen werden vom Amtstierarzt Blut- und Kotproben eingesendet. Bei verendeten oder getöteten Tieren erfolgt die Einsendung von Organmaterialien (Darmteile, Lymphknoten).
Mögliche Ursachen für Paratuberkulose
Die Inkubationszeit bei Paratuberkulose ist sehr lang, 6 Monate bis 15 Jahre. Krankheitssymptome treten in der Regel erst ab dem 2. Lebensjahr auf. Ältere Schafe und Ziegen können den Erreger ausscheiden, ohne selbst Krankheitssymptome zu zeigen (subklinische Infektion). Solche Tiere können Paratuberkulose verbreiten.
Die Infektion erfolgt hauptsächlich bei Lämmern und Kitzen im ersten Lebensmonat über erregerhaltigen Kot, kotverschmutzte Milch und Zitzen sowie durch Kolostrum. Auch über Harn und Sperma wird der Erreger ausgeschieden.
Um in infizierten Betrieben die Ansteckungskette soweit wie möglich zu unterbrechen, sollen Jungtiere mutterlos aufgezogen werden, z.B. mit Milchpulver.
Achtung bei der mutterlosen Aufzucht von Lämmern und Kitzen mit Kuhmilch: auf diesem Weg ist eine Einschleppung möglich. Es soll daher darauf geachtet werden, dass die Kühe Paratuberkulose-unverdächtig sind.
Paratuberkulose-Bakterien können in der Umwelt lange überleben und auf Weiden bis zu einem Jahr ansteckend bleiben.
Vorbeugung von Paratuberkulose
Die Einschleppung in einen Betrieb erfolgt meist durch Zukauf von Tieren aus infizierten Betrieben →
Vorsicht bei Zukauf von Tieren. Zukauf aus Herden mit abgemagerten Tieren vermeiden. Zukauf aus Paratuberkulose-unverdächtigen Beständen.
Wenn bei einer mutterlosen Jungtieraufzucht Kuhmilch an Lämmer und Kitze verfüttert wird, müssen die Kühe Paratuberkulose-unverdächtig sein. Sonst Milchpulver verwenden.
Eine Blutuntersuchung von zugekauften Tieren ist nicht aussagekräftig, da negative Resultate kein Nachweis dafür sind, dass das Tier nicht infiziert ist. Positive Resultate sind ein Nachweis von Paratuberkulose.
Kein Weidegang gemeinsam mit Paratuberkulose-verdächtigen Tieren.
Gegen Paratuberkulose ist in Österreich kein Impfstoff zugelassen.
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