Frage aus der Praxis: Herbstweide
Frage:
Meine Schafe sollen ab Allerheiligen lammen. Kann ich sie den ganzen Oktober auf der Weide lassen oder soll ich sie schon einstallen? Das Wetter ist gut und es wäre noch genug Futter. Einige hinken auch. Liegt das am Futter?
Antwort:
Die Nährstoffzusammensetzung im Weidegras ändert sich im Laufe der Weidesaison. Im Gegensatz zum Frühjahr und Frühsommer enthält das Herbstgras wesentlich mehr Eiweiß im Verhältnis zu Rohfaser und Energie. So kommt in den Tieren ein Eiweißüberschuss und Energiemangel an, der bei höheren Milchleistungen oder knapp vor der Geburt Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Hochträchtige Schafe und Ziegen haben einen hohen Energiebedarf. Bei reiner Herbstweide ohne Zufütterung muss man bei Zwillingsträchtigkeiten mit geschwächten Muttertieren, festliegenden Muttertieren vor der Geburt, Nicht-Annehmen von Lämmern und Milchmangel rechnen, allesamt Zeichen von Energiemangel und Stoffwechselstörungen.
Die eiweiß-lastige Herbstweide kann auch Klauenprobleme verursachen, die sich v.a. bei großen schweren Tieren, also beim Widder und Ziegenbock und bei großrahmigen Muttertieren zeigen. Dabei handelt es sich nicht um die Moderhinke der Schafe, sondern um Klauenrehe, also eine Entzündung der Lederhaut. Die Klauenrehe führt zur Bildung von weicherem Horn und dadurch können hohle Wände, Eiterungen und Lahmheiten verursacht werden.
Herbstweide braucht daher für Tiere mit hohem Energiebedarf zumindest eine Zufütterung von 1. Schnitt Heu/Silage und oft auch von etwas Kraftfutter/Mais.
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