Trächtigkeitstoxikose - Ketose - Energiemangelkrankheit
Was ist die Trächtigkeitstoxikose/Trächtigkeitstoxämie?
Lämmer und Kitze verdoppeln im letzten Monat vor der Geburt ihr Gewicht, daher hat das Muttertier v.a. bei Mehrlingsträchtigkeit und bei Fleischrassen einen sehr hohen Energiebedarf. Wenn zu dieser Zeit die Fütterung unzureichend ist, dann ist das Muttertier energetisch unterversorgt und gezwungen die eigenen Körperreserven abzubauen. Dies führt zu einer Entgleisung des Stoffwechsels und zu einer Schädigung der Leber und anderer Organe einschließlich des Gehirns.
Symptome der Trächtigkeitstoxikose/Trächtigkeitstoxämie
Symptome vor der Geburt:
Zurückbleiben hinter der Herde, unsicherer Gang, vermehrtes Liegen, weniger Fressen, Mattigkeit, ev. Zähneknirschen
Atemluft riecht obstartig und oft auch nach Urin
Festliegen, zuerst sind die Tiere noch aufstellbar, später vollständiges Festliegen, der Kopf liegt am Boden
der Bauch “zerfließt”, ist weich und aufgetrieben
nach 3-4 Tagen verfällt das Tier, wird bewußtlos → verendet
Symptome bei und nach der Geburt:
Lange Geburt, schwache Wehen, mangelnde Eröffnung des Geburtsweges → dadurch mehr totgeborene und lebensschwache Lämmer (ca. 20%)
Nachgeburtsverhalten → höheres Risiko für Gebärmutterentzündung und Blutvergiftung
Kolostrum- und Milchmangel → unzureichende Versorgung der Lämmer mit Kolostrum und Energie → höhere Lämmerverluste (20%)
Muttertier nimmt ein Lamm oder mehrere Lämmer nicht an
Die Sterberate von Muttertieren beträgt trotz Behandlung etwa 40%. Aufgrund der zusätzlichen hohen Lämmerverluste hat die Trächtigkeitstoxikose große wirtschaftlich Bedeutung. Ein Teil der Erkrankungen verläuft schleichend (subklinisch), d.h. ohne deutlich sichtbare Symptome. Der Blutwert BHB (β-Hydroxybutyrat) gilt als verlässlicher Messwert, um die energetische Versorgung und das Risiko einer Trächtigkeitstoxikose einzuschätzen. Tiere die fressen oder wieder zu fressen beginnen haben deutlich bessere Heilungschancen.
Behandlung der Trächtigkeitstoxikose/Trächtigkeitstoxämie
Schulmedizin: Die Trächtigkeitstoxikose ist nicht eindeutig vom Milchfieber zu unterscheiden, daher wird kombiniert behandelt mit Kalzium, Vitamin E und Selen, Vitamin D3 und ev. Glucose-Dauertropf-Infusion. Über das Maul wird zur Energieergänzung Na-Propionat oder Propylenglykol verabreicht. Diese Produkte werden in der Praxis oft als Pansenstarter bezeichnet.
Homöopathie: Homöopathische Unterstützung siehe hier
Tipps gegen Trächtigkeitstoxikose/Trächtigkeitstoxämie
Nur Tiere mit ausreichender Körperkondition decken
Muttertiere im letzten Trächtigkeitsdrittel beurteilen: Parasiten? Klauenprobleme? Zahnprobleme? → keine energieraubenden Erkrankungen in der Hochträchtigkeit
Bedarfsgerechte Fütterung:
in den ersten 3 Trächtigkeitsmonaten soll die Körperkondition erhalten werden → wenn das Tier dünner wird (mehr als 1 BCS-Punkt verliert), soll Kraftfutter zugefüttert werden.
in den letzten beiden Trächtigkeitsmonaten, spätestens 6 Wochen vor der Geburt, soll zum besten Grundfutter auch Kraftfutter zugefüttert werden. Bei normaler Körperkondition ca. 100g pro Tag auf 2 Gaben aufgeteilt.
regelmäßig die Körperkondition beurteilen, um rechtzeitig in der Fütterung reagieren zu können.
Falls durch Ultraschall-Untersuchung bekannt ist, welche Mütter Einlinge und welche Mehrlinge tragen, dann kann in Fütterungsgruppen noch gezielter nach Bedarf gefüttert werden.
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