Wiederkäuerverdauung

Schafe und Ziegen sind Wiederkäuer.
Sie haben eine ausdifferenzierte Verdauung mit 4 Mägen (3 Vormägen und Labmagen), Dünndarm und Dickdarm.

  • Die Vormägen sind: Netzmagen (= Haube), Pansen und Blättermagen (= Psalter).

    • Der Netzmagen hat seinen Namen von der Netzzeichnung auf der Innenseite. Seine Hauptaufgabe ist das Sortieren des Futters. Das Fassungsvermögen des Netzmagens ist ca. 1,5 Liter.

    • Der Pansen ist mit Pansenzotten ausgekleidet. Die Pansenzotten können über 1 cm lang sein. Interessant ist, dass die Zottenlänge bei Schafen und Ziegen unterschiedlich ist - entsprechend den typischen Futtervorlieben. Der Pansen ist gefüllt mit einzelligen Lebewesen, den Pansenmikroben. Dazu gehören Bakterien, Einzeller, Viren, Hefen und Pilze. Diese "Haustiere" der Ziegen und Schafe bewerkstelligen die Zellulose-Verdauung. Ein Teil der Pansenmikroben wandert weiter in den Dünndarm und wird dort verdaut. So können sich Wiederkäuer mit Eiweiß versorgen. Das Fassungsvermögen des Pansens beträgt ca. 10 Liter, davon sind ca. 2 Liter Mikroorganismen. Der pH-Wert im Pansen liegt bei 6,4-7,2. Der pH-Wert im Pansen wird durch den abgeschluckten Speichel (v.a. beim Wiederkauen) stabil gehalten. Die Speichelproduktion pro Tag beträgt 6-16 Liter. Beim Abhören des Pansens sind 2-3 Pansengeräusche pro 2 Minuten zu hören. Im Pansen gibt es folgende Schichten: unten die flüssige Schicht, der “Pansensee”. Darauf schwimmt die Pansenmatte, die Rohfaser. Oben ist das Pansengas. Die Pansenschichtung ist beim Schaf viel stabiler als bei der Ziege.

    • Der Blättermagen steht zwischen dem Pansen und dem Labmagen. Er leitet den Futterbrei weiter und entzieht ihm Wasser und Mineralstoffe. Ziegen haben als Konzentratselektierer im Verhältnis einen viel kleineren Blättermagen als Rinder und Schafe.

  • Der Labmagen ist mit Magensäure ausgestattet und als Drüsenmagen dem menschlichen Magen ähnlich.
    Er bildet in den ersten Lebenswochen von Kitzen und Lämmern das Lab. Damit wird die Milch durch Gerinnung gut verdaulich - man könnte es als "Käseproduktion" bezeichnen.
    Mit etwa 2 Monaten stellt der Labmagen um auf Säurebildung, die Labbildung wird langsam eingestellt. Der pH-Wert im Labmagen liegt bei Wiederkäuern etwa bei 3. Das Fassungsvermögen des Labmagens beträgt ca. 3-4 Liter.

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Ziege mit Pansensaft um Maul und Nase
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Panseninhalt (Schaf nach der Schlachtung)

Was ist Wiederkauen?

Beim Wiederkauen wird Raufutter, z.B. Heu aus dem Pansen ins Maul befördert und nochmals durchgekaut und eingespeichelt.

Schafe und Ziege wiederkäuen v.a. in einer ruhigen und vertrauten Umgebung. Die Wiederkauzeit pro Tag beträgt 4-9 Stunden. Pro Futterbissen kauen sie 35-60 Mal. Bei überständigem Futter auch noch öfter.

Kein Wiederkauen → schwere Störung. Wiederkauen setzt wieder ein → Wende zur Besserung.

Aufstoßen - Rülpsen - Ructus

Bei Wiederkäuern werden in den Vormägen permanent Gase gebildet. Regelmäßiges Aufstoßen ist daher lebensnotwendig. Als normal gilt 5-8 Mal Aufstoßen innerhalb von 10 Minuten.

Kein Aufstoßen führt zu Blähung und Erstickungsgefahr.
Die mögliche Ursache hierfür kann eine Schlundverlegung oder eine schaumige Gärung im Pansen sein.
Maßnahme: Tierarzt rufen. Im Notfall mit einem Schlauch versuchen das Gas abzulassen. Bei Verdacht auf schaumige Gärung im Pansen: vorsichtig 100-300ml Speiseöl eingeben → Schaum fällt zusammen.

Bei Lämmer und Kitzen kommen Labmagenblähungen vor.

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