Sind deutliche Unterschiede zwischen beiden Euterhälften, die symmetrisch sein sollten zu erkennen, könnte dies ein Hinweis auf eine akute Euterentzündung oder chronische Euterentzündung sein.
Zum Erkennen von akuten Entzündungen und chronischen Entzündungen sollte das Euter auf Verhärtungen, Knoten, Engstellen, verdickte Schleimhaut durchtastete werden.
Wenn eine Euterhälfte verändert oder auffällig ist, dann soll eine bakteriologische Untersuchung gemacht werden.
Die Diagnose Euterentzündung wird gestellt: anhand der Symptome des Tieres und im Labor anhand der nachgewiesenen Bakterien.
Euterentzündung erkennen und diagnostizieren
aufmerksame Tierbeobachtung: auf Symptome einer Euterentzündung achten
Um die Krankheitserreger zu bestimmen ist eine sterile Milchproben-Untersuchung im Labor notwendig (bakteriologische Unterschung, BU). Nach einer antibiotischen Behandlung dauert es mindestens 3 Wochen, bis eine bakteriologische Untersuchung (wieder) aussagekräftig ist
Regelmäßiger Schalmtest hilft beim Erkennen von verdächtigen Tieren – obwohl der Schalmtest bei Schafen weit mehr schwanken kann als bei Kühen und bei Ziegen in seiner Aussagekraft unsicher ist.
Zum Erkennen von akuten und v.a. chronischen Entzündungen: Durchtasten des Euters auf Verhärtungen, Knoten, Engstellen, verdickte Schleimhaut. Wenn eine Euterhälfte verändert oder auffällig ist, dann soll eine bakteriologische Untersuchung gemacht werden.
Symptome einer akuten Euterentzündung
Akute Euterentzündungen kommen bei Schafen und Ziegen meist nur sporadisch vor.
Anzeichen für eine akute Euterentzündung (Mastitis) sind:
Steifer Gang, schlecht Fressen
Schmerzen, v.a. beim Berühren oder Ausmelken
Die Euterhälfte wird rot, bei Bildung von Bakterientoxinen auch violett-schwarz
Hohes Fieber von 41° und mehr zu Beginn, dann durch die Toxine und den daraus folgenden Schockzustand werden die Tiere kalt (Info: 38,5° bis 39,5°C = normal)
Wässrige Milch (eher zu Beginn), flockige Milch, kakaofarbene Milch (eher fortgeschrittene Euterentzündung)
Auf die Ohrbasis achten: normalerweise sind die Ohrenspitzen kühler als Ohrbasis. Wenn alles warm ist → Verdacht auf Fieber. Wenn alles kalt ist → Verdacht auf Sepsis (Blutvergiftung). V.a. Schafe zeigen erst deutliche Krankheitssymptome, wenn sie schon sehr krank oder sterbend sind. Daher ist gute Beobachtung und rasches Entscheiden und Handeln unbedingt notwendig.
Mögliche Ursachen/Auslöser für Euterentzündungen
Das Euter ist mit natürlichen Schutzbarrieren ausgestattet, z.B. schützen Strichkanal und Schließmuskel vor dem Eindringen von Bakterien. Der Milchfluss und die weißen Blutkörperchen in den Milchgängen helfen eingedrungene Bakterien unschädlich zu machen. Für die Eutergesundheit ist es wichtig, dass diese natürlichen Barrieren intakt sind.
Krankmachende Bakterien können ins Euter gelangen:
über den Strichkanal durch Verletzungen oder genetisch schlechten Verschluss mit Milch rinnen lassen
durch die verletzte Euterhaut, v.a. über Bisswunden von älteren Lämmern und Kitzen, Lippenrind, Hornstoßverletzungen oder Hautausschläge am Euter
durch mangelnde Reinigung und Desinfektion der Melkzeuge
beim Melken durch Rückspray
sehr selten wandern Keime über die Blutbahn ein, z.B. Listerien, Mycoplasmen, Pseudotuberkulose oder Maedi-Viren bzw. CAE-Viren.
Akutbehandlung einer Euterentzündung
Bei einer akuten Euterentzündung mit Fieber ist eine intensive tierärztliche Behandlung notwendig.
Das Tier bekommt:
eine oder mehrere Infusionen
mindestens 5 Tage antibiotische und entzündungshemmende Injektionen
Wichtig ist früh und lange genug zu behandeln.
Zusätzlich können Schafe und Ziegen mit Homöopathie unterstützt werden.
Die Anwendung von Euterinjektoren (Eutertuben) vom Rind wird bei Schafen und Ziegen nur selten und zwar im Anfangsstadium, wenn die Milch noch nicht verändert ist, empfohlen. Schafe und Ziegen haben viel weniger milchbildendes Gewebe und eine große Zitzenzisterne, daher ist die Wirkung der Euterinjektoren wesentlich geringer.
Eine Injektion von Oxytocin zum leichteren Ausmelken hat bei Schafen und Ziegen – im Gegensatz zum Rind – nahezu keine Wirkung.
schwaches Immunsystem wegen Fütterungsfehlern
Hygienemängel in der Einstreu oder beim Melken
Melkmaschine nicht richtig eingestellt
Dillinge oder Vierlinge, die um Zitzen streiten
Sauglämmer oder -kitze verursachen Zitzenverletungen
unbehandelte Hautausschläge am Euter
Tipps zur Vorbeugung von Euterentzündungen
Mastitis ist meist eine Faktorenkrankheit, d.h. es summieren sich mehere kleine Ursachen und Fehler.
Worauf man achten sollte um Euterentzündungen möglichst vorzubeugen:
Hygiene:
Ausreichend einstreuen. In die Einstreu Einstreukalk oder Steinmehl mischen, der pH-Wert in der Einstreu soll hoch sein.
Fressplatz sauber halten. In (feuchten) Futterresten können sich Clostriden und andere Bakterien vermehren
Hautausschläge und Abszesse am Euter behandeln.
Lämmer:
Vierlinge: alle zufüttern, nicht nur das Kleinste.
Sauglämmer (bei gemolkenen Schafen und Ziegen) mit 8 Wochen absetzen, v.a. wenn Verletzungen an den Zitzen sind.
Management:
Chronisch euterkranke Tiere aus der Herde nehmen.
Zukaufstiere immer in Quarantäne für 3-4 Wochen – in dieser Zeit Euter, Klauen, Maul, Parasiten kontrollieren.
Melken:
Einmalhandschuhe beim Melken verwenden.
Bei Bedarf Zitzendippen und Zwischendesinfektion (ev. mit Probiotika).
Nachmelken bringt keine Milchmenge und lohnt sich nicht.
Nach dem Melken für die Tiere einfüttern, damit sie sich nicht gleich niederlegen.
Melkanlagen:
Desinfektionserfolg überprüfen: Tupferproben vom Zitzenbecher
Infektionsdruck im Melkzeug überprüfen: mehrmals nach je 3-4 Schafen/Ziegen eine BU-Tupferprobe nehmen und untersuchen lassen. (BU = bakteriologische Untersuchung)
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