Bei Schafen und Ziegen besteht das Euter aus zwei voneinander getrennten Euterhälften. Beide Euterhälften sollen symmetrisch sein. Deutliche Unterschiede zwischen beiden Euterhälften sind können ein Hinweis auf eine akute oder chronische Euterentzündung sein.
Beim Berühren und Durchtasten des Euters achtet man auf Verhärtungen, Knoten, Temperaturunterschiede, Schmerzen oder andere Veränderungen in einer oder beiden Euterhälften.
Bei der Untersuchung soll auch die Euterhaut beurteilt werden: Farbe, Temperatur, Hautausschläge und Schuppen, Wunden etc.
Was ist eine Mastitis?
Mastitis = Euterentzündung
Eine Entzündung der Milchdrüse wird als Euterentzündung oder Mastitis bezeichnet. Dabei wird zwischen einer akuten und einer chronischen Euterentzündung unterschieden. Meist ist die Mastitis einseitig, in seltenen Fällen können beide Euterhälten zugleich entzündet sein.
Die Diagnose Euterentzündung wird gestellt: anhand der Symptome des Tieres und im Labor anhand der nachgewiesenen Bakterien.
Euterentzündung erkennen und diagnostizieren
aufmerksame Tierbeobachtung: auf Symptome einer Euterentzündung achten
Um die Krankheitserreger zu bestimmen ist eine sterile Milchproben-Untersuchung im Labor notwendig (bakteriologische Unterschung, BU). Nach einer antibiotischen Behandlung dauert es mindestens 3 Wochen, bis eine bakteriologische Untersuchung (wieder) aussagekräftig ist
Regelmäßiger Schalmtest hilft beim Erkennen von verdächtigen Tieren – obwohl der Schalmtest bei Schafen weit mehr schwanken kann als bei Kühen und bei Ziegen in seiner Aussagekraft unsicher ist.
Zum Erkennen von akuten und v.a. chronischen Entzündungen: Durchtasten des Euters auf Verhärtungen, Knoten, Engstellen, verdickte Schleimhaut. Wenn eine Euterhälfte verändert oder auffällig ist, dann soll eine bakteriologische Untersuchung gemacht werden.
Symptome bei akuter Euterentzündung
Das Tier:
frisst wenig oder nicht
hat einen steifen Gang - hat Schmerzen
sondert sich von der Herde ab
hat zu Beginn hohes Fieber (bis 39,5°C normal) von 41° und mehr, dann durch die Toxine und den daraus folgenden Schockzustand werden die Tiere kalt und haben Untertemperatur
die Euterhälfte ist geschwollen, verhärtet und rot. Wenn Toxine gebildet werden wird die Euterhälfte bläulich-violett und schließlich schwarz und kalt
hat in der kranken Euterhälfte wässrige Milch (eher Beginn), flockige Milch, kakaofarbene Milch (schon fortgeschritten)
Mögliche Ursachen/Auslöser für Euterentzündungen
Das Euter ist mit natürlichen Schutzbarrieren ausgestattet, z.B. schützen Strichkanal und Schließmuskel vor dem Eindringen von Bakterien. Der Milchfluss und die weißen Blutkörperchen in den Milchgängen helfen eingedrungene Bakterien unschädlich zu machen. Für die Eutergesundheit ist es wichtig, dass diese natürlichen Barrieren intakt sind.
Krankmachende Bakterien können ins Euter gelangen.
über den Strichkanal durch Verletzungen oder genetisch schlechten Verschluss mit Milch rinnen lassen
durch die verletzte Euterhaut, v.a. über Bisswunden von älteren Lämmern und Kitzen, Lippenrind, Hornstoßverletzungen oder Hautausschläge am Euter
durch mangelnde Reinigung und Desinfektion der Melkzeuge
beim Melken durch Rückspray
sehr selten wandern Keime über die Blutbahn ein, z.B. Listerien, Mycoplasmen, Pseudotuberkulose oder Maedi-Viren bzw. CAE-Viren.
schwaches Immunsystem wegen Fütterungsfehlern
Hygienemängel in der Einstreu oder beim Melken
Melkmaschine nicht richtig eingestellt
Dillinge oder Vierlinge, die um Zitzen streiten
Sauglämmer oder -kitze verursachen Zitzenverletungen
unbehandelte Hautausschläge am Euter
Tipps zur Vorbeugung von Euterentzündungen
Mastitis ist meist eine Faktorenkrankheit, d.h. es summieren sich mehere kleine Ursachen und Fehler.
Worauf man achten sollte um Euterentzündungen möglichst vorzubeugen:
Hygiene:
Ausreichend einstreuen. In die Einstreu Einstreukalk oder Steinmehl mischen, der pH-Wert in der Einstreu soll hoch sein.
Fressplatz sauber halten. In (feuchten) Futterresten können sich Clostriden und andere Bakterien vermehren
Hautausschläge und Abszesse am Euter behandeln.
Lämmer:
Vierlinge: alle zufüttern, nicht nur das Kleinste.
Sauglämmer (bei gemolkenen Schafen und Ziegen) mit 8 Wochen absetzen, v.a. wenn Verletzungen an den Zitzen sind.
Management:
Chronisch euterkranke Tiere aus der Herde nehmen.
Zukaufstiere immer in Quarantäne für 3-4 Wochen – in dieser Zeit Euter, Klauen, Maul, Parasiten kontrollieren.
Melken:
Einmalhandschuhe beim Melken verwenden.
Bei Bedarf Zitzendippen und Zwischendesinfektion (ev. mit Probiotika).
Nachmelken bringt keine Milchmenge und lohnt sich nicht.
Nach dem Melken für die Tiere einfüttern, damit sie sich nicht gleich niederlegen.
Melkanlagen:
Desinfektionserfolg überprüfen: Tupferproben vom Zitzenbecher
Infektionsdruck im Melkzeug überprüfen: mehrmals nach je 3-4 Schafen/Ziegen eine BU-Tupferprobe nehmen und untersuchen lassen. (BU = bakteriologische Untersuchung)
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